1996
DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH
Williams verwendet für seine Stücke stets handfeste Symbole und er beherrscht meisterlich die Dialoge. Dialoge, die das Leben schrieb und manchmal eine geradezu erschreckende Realität zeigen. Seine Bühnenfiguren gewinnen, trotz ihrer oft zu verachtenden Taten, durch die unabweisbare, innere Notwendigkeit ihres Handelns eine gewisse tragische Größe. So brutal sich dieser Dramatiker auch manchmal gebärdet, so spricht er doch deutlich seine Sehnsucht aus, seine Sehnsucht nach der erlösenden Kraft der Poesie. Und diese findet man im Herrenhaus der „Katze“ im Mississippi-Delta des amerikanischen Südens. Er zeigt die Verfilzung in einer Millionärsfamilie, die es gewohnt ist, mit der Lüge zu leben. So sind alle trotz des Reichtums armselige Geschöpfe: Ein krebskranker Vater, dem niemand die Wahrheit sagt, ein versoffener Sohn, der nur noch Lebensekel verspürt, seine sexgeladene Frau, die Katze, die so lange auf ihrer Liebe besteht, bis sie sich die Pfoten verbrennt. Dazu noch der zweite Sohn, der vom Vater immer benachteiligt wurde und jetzt um sein Erbe kämpft, unterstützt von seiner Frau, dem Inbegriff von Habsucht und Bosheit. Die Entladung des seelischen Sprengstoffes darf dann der Zuschauer miterleben, am Geburtstag von „Big Daddy“. Regisseur Wolfgang Rostock wird dieses „Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise“ inszenieren. Ein bedeutendes Werk, für das Williams den Pulitzer-Preis erhielt.