1994
MEPHISTO
Klaus Mann nannte seinen “Mephisto“ den Roman einer Karriere. Er schrieb ihn 1936 im Exil in Holland. Jedermann glaubte damals in der Figur des Hendrik Höfgen, Gustav Gründgens zu erkennen. So war ein Erscheinen bei den Nationalsozialisten nicht möglich und sogar nach dem Krieg wurde in unserer Bundesrepublik dieser Roman verboten, bis 1980. Ein Umdenken unserer Justiz erzwang die Französin Ariane Mnouchkine, die 1979 den Stoff dramatisierte und in Frankreich aufführte. Über 200 000 Zuschauer sahen das Schauspiel dort und mit Gastspielen in München und Berlin und mit Fernsehübertragungen wurde es auch bei uns publik gemacht. Klaus Mann arbeitete einige Jahre mit Gründgens, der auch dessen Schwester Erika in erster Ehe heiratete, bis sie ihre politischen Ansichten trennte. Trotzdem ist dieser Roman keine Abrechnung mit Gründgens, sondern eher eine Schrift gegen das Hitlerregime. So muss man auch heute dieses Stück sehen, als eine Anklage aller nationalsozialistischen Bewegungen. Höfgen ist ein Karrieremensch, der sich nur kennt und skrupellos seinen Weg geht. Dabei ist ihm egal, welche politische Macht er für sich benutzen kann. Politik ist für ihn nicht relevant, nur die Macht. Präzise gezeichnete Charaktere auf dem Weg des Höfgen, liebevoll ausgearbeitete Details und eine klare, aber sensible Denkweise machen diesen „Mephisto“ zu einem bleibenden Erlebnis. Gerade heute mit weltweiten, nationalen Bestrebungen, aktuell wie nie. Weit bekannt wurde „Mephisto“ in der Verfilmung mit Klaus Maria Brandauer, der damit seinen Filmruhm begründete.