1999
URFAUST
Zum 250. Geburtstag Goethes bringt die Naturbühne zum zweiten Mal nach 1978 dieses bekannteste und Beste seiner Werke. Allerdings nicht in der endgültigen Fassung , die aus Faust I und II besteht, sondern in der Fassung aus dem, wie Goethe selber sagte, höchst konfusen Manuskript von 22 Szenen. Auch wenn im Urfaust noch manches fehlt, so ist es doch bereits angelegt. Goethe wollte von Anfang an ein metaphysisches Drama. Er deutete den Pakt zwischen Faust und Mephisto an und spricht auch von der „Hundsgestalt“ Mephistos und dem Tod Valentins. Obwohl also immer bei einer Inszenierung des Urfaust ein fragwürdiger Rest bleibt, ist diese Fassung für das Publikum verständlicher und zusammenhängender als Faust I, der sofort Faust II fordert. Vor allem die Gretchen-Tragödie ist fast vollständig erhalten und als Theaterstück sehr wirkungsvoll. Einige Teile aus Faust I werden sicherlich in der Inszenierung von Wolfgang Rostock auftauchen, in jedem Fall sieht er aber den Urfaust in der Sturm-und-Drang-Zeit, in der alte Zöpfe fielen und Neues entstand, besonders neues Gedankengut.